Das Trampoline House wurde 2010 von einer Gruppe von Künstler*innen, Kurator*innen und Aktivist*innen, die sich für die Rechte von Geflüchteten einsetzen, sowie Asylbewerber*innen als Gegenentwurf zur dänischen Einwanderungs- und Asyl- und Flüchtlingspolitik gegründet.
Mehr als zehn Jahre lang war es ein Ort, an dem Menschen, die vor Krieg, Armut oder Menschenrechtsverletzungen flüchten mussten, die Möglichkeit der Partizipation in ihrem neuen Gastland eröffnet wurde und wo sie zugleich wieder ein Gefühl von Zugehörigkeit entwickeln konnten. Das Trampoline House bot Rechtsberatung, Sprachkurse, Berufsberatung, Programme für Frauen und Kinder, Workshops, Gesprächsrunden, Kunstausstellungen sowie wöchentliche interne Treffen, in deren Rahmen Mitglieder und Mitarbeiter*innen Neuigkeiten austauschten oder dringende Probleme bezüglich des Hauses und der Situation von Geflüchteten besprachen. Ende 2020 musste das Trampoline House aufgrund fehlender Finanzierung schließen.
Im Januar 2022 wurde das Trampoline House als Gemeinschaftszentrum für die Rechte Geflüchteter unter dem Namen Weekend Trampoline House wiedereröffnet. Das neue Haus ist im Gemeindehaus der Apostelkirche im Kopenhagener Stadtteil Vesterbro untergebracht und wird von Freiwilligen betrieben. Die Wiedereröffnung als Weekend Trampoline House ermöglicht, die Arbeit für eine humane Flüchtlingspolitik fortzusetzen und bewährte Aktivitäten wieder aufzunehmen und ein Modell für eine neue, selbsttragende Organisation zu entwickeln. Außerdem entsteht eine umfangreiche Anthologie der Geschichte, Methoden, Programme und Wissensproduktion von Trampoline House, die auch das Modell für die zukünftige Einrichtung und Empfehlungen für eine neue globale Flüchtlingspolitik, die auf Solidarität und Einbezug beruht, umfasst.
Der Beitrag des Trampoline House zur documenta fifteen, Castle in Kassel, verweist auf die physische und metaphorische Repräsentation von territorialer Macht und die Ausübung von Eigentumsrechten. Physisch ist das Castle (Schloss) ein Territorium, das durch einen Kreidekreis auf dem Boden markiert ist. Im Inneren des Kreises findet ein öffentliches Programm mit Performances, Debatten und Aufführungen statt. Darin werden das dänische Asylsystem und die dortige Haltung gegenüber Geflüchteten und Migrant*innen in den Blick genommen. In einem Theaterworkshop mit Asylbsuchenden, abgelehnten Asylsuchenden und jugendlichen Geflüchteten schreiben und spielen die Teilnehmer*innen Sketche über das Leben im dänischen Asylsystem. Ein von Jean Claude Mangomba geleiteter Workshop in Kreativem Schreiben befasst sich mit der Kriminalisierung von Asylbewerber*innen und fordert die Rückbesinnung auf jene Rechte, die in einem ungerechten und diskriminierenden System geopfert werden.
Das Castle in Kassel ist nicht rein ortsspezifisch. Indem seine Mauern leicht zu entfernen sind, wird das Schloss zugleich zum Mittel gegen ein diskriminierenden System. Und es verbindet sich mit der Außenwelt: Die wichtige Rolle des Trampoline House wird vermittelt durch Live- Streaming und eine Dokumentation.
In der Unterführung am Platz der Deutschen Einheit ist die Klanginstallation The Walls Have Ears des sudanesischen Künstlers Khalid Albaih aus dem Trampoline House zu hören. Versteckte Lautsprecher, die zufällig über den Tunnel verteilt sind, erzählen Geschichten Asylsuchender in Dänemark.
Eingeladene Akteur*innen
Carlota Mir
Dady de Maximo Mwicira-Mitali
Fedaa Sultan (von Okt. 2020–Dez. 2021)
Helene Grøn
Jean Claude Mangomba
Joachim Hamou
Khalid Albaih
Morten Goll
Muhannad Al Ulaby
Sara Alberani
Shakira Kasigwa Mukamusoni
Tone Olaf Nielsen
visAvis
Yong Sun Gullach (von Okt. 2020–Dez. 2021)