Graziela Kunsch ist Künstlerin, Pädagogin und Mutter. In ihren Langzeitprojekten überarbeitet sie ihre Ideen nicht selbst, sondern lädt dazu Personen von außerhalb des Kunstbetriebs ein. Sie macht Vorschläge, die es anderen erlauben, nicht nur als Teilnehmende, sondern als Mitwirkende aufzutreten, sodass der ursprüngliche Vorschlag verändert wird und eine Vielzahl von Sichtweisen und Praktiken einschließt.
Von 2001 bis 2003 öffnete sie ihr Haus für Gastkünstler*innen, Ausstellungen, Workshops, ein Restaurant und eine Bibliothek. Sie war außerdem Mitglied des Movimento Passe Livre für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, des Design-Projekts USINA und Mitbegründerin der Public Clinic of Psychoanalysis. Sie lehrte zudem an der Universidade Federal de São Paulo und der Universidade do Estado do Rio de Janeiro. Sie hat außerdem an einer Theaterschule unterrichtet und in kollektiven künstlerischen Projekten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gearbeitet.
In einem Raum im Erdgeschoss des Fridericianums richtet Kunsch währed der documenta fifteen eine Eltern und Kleinkinder Krippe ein, die vom pädagogischen Ansatz der im 20. Jahrhundert tätigen ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler inspiriert ist. Die Krippe ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet und für Babys von 0 bis 3 Jahren und ihre Betreuer*innen kostenlos. Sie ist ein Raum, wo Erwachsene mehr von Babys lernen können, als sie den Babys beibringen.
Besucher*innen ohne Babys haben Zugang zum Lese- und Videobereich. An den Wänden sind Fotografien von Marian Reismann zu sehen, die über mehrere Jahrzehnte hinweg spielende Babys und ihre Beziehung zu ihren Betreuer*innen im Kinderheim Pikler-Lóczy in Budapest dokumentiert hat. Videos zeigen Aufnahmen, die die Künstlerin von der freien motorischen Entwicklung ihrer Tochter machte. Nach 18 Uhr können alle Besucher*innen durch den gesamten Bereich gehen und Möbel sehen, die für die wachsende Autonomie von Babys entworfen wurden, sowie Umgebungen, die zum Spielen eingerichtet sind, mit Materialien ohne vordefinierte Verwendung.
Die Transformation des monumentalen Museumsbaus in einen alltagstauglichen Wohnbereich ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Kunsch und Elke Avenarius. Avenarius arbeitete als Bauingenieurin, bevor sie Mutter und Mitbegründerin der Kleine Entdecker Krippe in Kassel wurde, die das Kind als Protagonisten seiner eigenen Entwicklung sieht.
Kunsch war unter anderem auf der Oslo-Biennale 2021 vertreten, wo sie die sechste Ausgabe des Magazins Urbânia präsentierte, eine Ausgabe zur Idee einer gemeinsamen Öffentlichkeit („public as mutual“). 2010 und 2014 stellte sie auf der 29. und 31. Biennale von São Paulo aus. 2018 war sie Artist-in-Residence im Zentrum für zeitgenössische Kunst im Schloss Ujazdowski in Warschau und 2010/11 Artist-in-Residence des Projekts The Grand Domestic Revolution bei Casco Art Institute: Working for the Commons in Utrecht.
Eingeladene Akteur*innen
Ágnes Sorossy
Ateliê Arte Educação e Movimento (Suzana Macedo Soares)
Ateliê Carambola
Ateliê Vivo (Andrea Guerra)
Barbara Lackner
Bernd Busse
Bruno Oliveira
Carmen Orofino
Casa do Povo
Cooperativa Emprendedoras Sin Fronteras
Deborah Salles
Ecosimple
Elke Avenarius
Fabricio Remigio
Flávia Lobo de Felício
Francisca Lima
Gabriela Cherubini
Gabriela Feruglio
Guilherme Teixeira
Jamac – Jardim Miriam Arte Clube (Beatriz Tone)
Josiane Pareja
Khadyg Fares
Kleine Entdecker Kinderkrippe
Kokomoo Spielsachen
Larissa Meneghini
Manuela Leite
Maria Luiza de Meneses
Michaela Brüning-Lilienfeldt
Nina Kanitz
Patricia Lima Zahn
Paulo Fochi
Pikler® House
Plackner Werkstatt für Spiel + Pädagogik
Public Daycare
Schreinerei Oetken
Silvana Santos
Strandgut
Suzana Macedo Soares
Tomas Opitz
Ute Strub