Siwa plateforme - L'Economat at Redeyef

Zu Siwa gehören Yagoutha Belgacem, Arafat Sadallah, Jean-Pierre Han und Chems Zitouni. Sie arbeiten seit 2011 mit Künstler*innen aus Frankreich und Tunesien sowie mit den Bewohner*innen von Redeyef zusammen. Gemeinsam haben sie das ehemalige Gebäude des L’Économat, des kolonialen Warenlagers der Bergbausiedlung, renoviert – nun dient es als Treffpunkt und Zukunftslabor für die Community.

Für die documenta fifteen schlägt Siwa eine Brücke zwischen dem Économat in Redeyef und dem Fridericianum in Kassel: Interventionen, Installationen, Bilder, Zeichnungen und Performances verbinden sich zu einer kollektiven Vision einer besseren Zukunft. Die Installation von Haythem Zakaria zeichnet eine Topografie der leuchtenden Wüstenlandschaft, während Mohammed Znaidi Geschichten aus der Wüste erzählt. Über Radiosender werden Tondokumente von Bewohner*innen von Redeyef ausgestrahlt. Sie erzählen vom drängenden Wunsch, nationale Grenzen niederzubrennen.

In der Klanginstallation Nantes – Redeyef (2022) erzählt Guellaa, ein Rapper aus der Region, von seiner gefährlichen Reise über das Mittelmeer nach Frankreich. Während der Musiker Loup Uberto die Traditionen des Gesangs und der Poesie von Redeyef aufnimmt und verfremdet, zeichnet Okacha Ben Salah, ein junger Filmemacher, ein filmisches Porträt der Stadt. Yagoutha Belgacem und Marianne Dautrey erstellen ein visuelles Archiv der zehnjährigen Arbeit von Siwa in Redeyef und machen die Stimme der Choreografin und Tänzerin Imen Smaoui hörbar, die von der Freiheit der Körper der Bewohner*innen von Redeyef und ihrer Beziehung zur Wüste spricht.

Die von Jean-Michel Diaz gesammelten, an die konkrete Kunst erinnernden Gemälde der Bewohner*innen von Redeyef erzählen die leidvolle Geschichte von Redeyef auf andere Weise. Die Fotografien von Fakhri El Ghezal werden ihnen gegenübergestellt. Hamouda Jarrar erläutert die Geschichte seines berühmten Großvaters El Hedi Ben Salem, der in Redeyef aufwuchs und der mit dem deutschen Filmemacher Rainer Werner Fassbinder zusammenarbeitete. Und Muntasser, Sprecher der Jugend von Redeyef, ist als eine Art Botschafter in Kassel anwesend. Siwa überbrückt Grenzen und fordert die Bewohner*innen Redeyefs auf, im gastfreundlichen Raum der documenta fifteen selbst Gastgebende zu sein.