18.3.2021

Gesprächsreihe lumbung calling bildet Auftakt des Begleitprogramms

Am Samstag, den 3. April 2021 startet mit der siebenteiligen Gesprächsreihe lumbung calling das Begleitprogramm der documenta fifteen, genannt Meydan.

Zeichnung zu lumbung calling
Iswanto Hartono, lumbung calling, 2021

Jede Ausgabe der Reihe widmet sich einem der nachstehenden lumbung-Werte: Lokale Verankerung, Humor, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration. Das Format blickt auf den Hintergrund des künstlerischen Ansatzes der documenta fifteen und beleuchtet das Thema lumbung aus verschiedenen Perspektiven.

In Gesprächen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gäste geht lumbung calling den zahlreichen Bedeutungen von lumbung über verschiedenartige Disziplinen, Standpunkte und Kontexte hinweg in einem künstlerischen Rahmen nach. Eingeladen werden Akademiker*innen, Aktivist*innen, unabhängige Forscher*innen, Biobäuer*innen, Fischer*innen sowie Organisator*innen von Festivals — allesamt Akteur*innen, die sich großen Herausforderungen stellten und durch ihr Handeln bedeutsame Veränderungen anstießen.

lumbung calling findet jeden ersten Samstag im Monat statt – in sieben Ausgaben von April bis Oktober wird die Gesprächsreihe digital über die Website und sozialen Kanäle (YouTube und Facebook) der documenta fifteen präsentiert. Sofern die Umstände in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie es zulassen, wird daraus ein hybrides Format und schließlich eine physische Veranstaltung vor Ort in Kassel.

lumbung als Wertesystem und Kosmologie

In Indonesien ist lumbung mit seinen verschiedenen Formen und Stilen ein markantes Gebäude, ähnlich einer Scheune. Das offizielle Wörterbuch der indonesischen Sprache, Kamus Besar Bahasa Indonesia, definiert lumbung als „Aufbewahrungsort für landwirtschaftliche Erzeugnisse, meist Reis, in Form eines Pfahlbaus, mit Wänden aus geflochtenem Holz oder Bambus“. Diese Definition bestimmt die Auffassung von lumbung: Zunächst kann lumbung als ein Erntespeicher verstanden werden, vor allem in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften. Eine derlei enge Begriffsbestimmung bindet die Bedeutung des Wortes jedoch an eine bestimmte Architektur. Als Praxis reicht lumbung dagegen über die physische Erscheinung des Gebäudes hinaus und ist auf Räume jenseits der Landwirtschaft anwendbar. In den kulturellen Diskursen Indonesiens meint lumbung geteilte gemeinschaftliche Ressourcen. So verstanden erscheint die Begrifflichkeit nicht nur als Gebäude oder Objekt, sondern als Wertesystem und als Kosmologie, die eine gelebte gesellschaftliche Praxis beschreibt. lumbung legt so Zeugnis ab von einem Gemeinschaftsleben, das den Geist der Zusammenarbeit in sich trägt — Merkmale dieser Praxis finden sich bereits in vormodernen Gesellschaften. Die Entwicklungen zu den heute vorherrschenden kapitalistischen Produktionsweisen zwingen zu einer ständigen Neudefinition von Werten. lumbung calling geht der Frage nach, wie diese Werte in eine künstlerische Praxis übersetzt werden können, die neue diskursive Räume öffnet.

Zeichnung zu lumbung calling

Iswanto Hartono, ruangrupa, 2021

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