19.1.2022

Stellungnahme zu Antisemitismus-Vorwürfen gegen die documenta fifteen

Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH tritt als global wirkende Kunst- und Kulturorganisation für die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit ein. Sie ist dem Grundgesetz und internationalen rechtlichen Konventionen verpflichtet. Darüber hinaus nimmt sie die Verantwortung, die aus der besonderen Geschichte Deutschlands erwächst, sehr ernst.

Unter diesen Voraussetzungen ist es Aufgabe der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, der Kunst Räume zu eröffnen, in denen unabhängige und konträre Diskurse stattfinden dürfen. Verfälschende Berichte oder rassistische Diffamierungen, wie sie aktuell gegen Beteiligte der documenta fifteen vorgebracht werden, verhindern einen kritischen Dialog und eine produktive Debatte.

Für die documenta fifteen haben ruangrupa und das Künstlerische Team Positionen eingeladen, die sich im Sinne der lumbung-Praxis mit künstlerischen Mitteln für ihre jeweiligen lokalen Kontexte engagieren. Die Künstler*innen werden dabei nicht nach dem Kriterium eingeladen, ob sie sich als apolitisch oder einer bestimmten politischen Richtung zugehörig verstehen. In der Akzeptanz der Komplexität unserer Gegenwart macht sich die documenta fifteen mit keiner politischen Bewegung gemein, betont aber das Recht aller Menschen, sich für ihre Rechte und gegen Diskriminierung einzusetzen. Grundlage der documenta fifteen ist die Meinungsfreiheit einerseits und die entschiedene Ablehnung von Antisemitismus, Rassismus, Extremismus, Islamophobie und jeder Form von gewaltbereitem Fundamentalismus andererseits. Das Recht aller Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben in Frieden, Würde und Sicherheit ist für das Team der documenta fifteen elementar.

Dekontextualisierungen oder Verkürzungen verengen Diskursräume, indem sie mit vereinfachenden Dichotomien scheinbar leichte Antworten auf herausfordernde Fragen unserer Gegenwart bieten. Sie werden darüber hinaus den gesellschaftlichen Möglichkeiten des Kunst- und Kulturbetriebs nicht gerecht: Gerade dieser bietet Freiraum, um die Toleranz von Ambiguitäten – auch spekulativ, experimentell oder assoziativ – zu erproben und zu verhandeln, wie wir miteinander leben wollen.

Gegen externe Eingriffe in diesen künstlerischen Freiraum verwehrt sich die documenta fifteen ausdrücklich, genauso wie ihre Vorgängerinnen. Im Sinne einer offenen und vielstimmigen Debatte plant die documenta fifteen, zeitnah zu einem internationalen Expert*innenforum We need to talk! Art – Freedom – Limits (Arbeitstitel) einzuladen. Stimmen aus verschiedenen Bereichen, darunter Kolonialismus- und Rassismusforschung, Land Right Studies, Indigenous Studies, Holocaust- und Antisemitismusforschung, Recht, Medien sowie Kunst und Kultur, werden in eine Debatte eintreten, um das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie zu diskutieren.

Weitere Informationen zur digitalen Veranstaltung werden zeitnah auf der Website der documenta fifteen veröffentlicht.

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