25.8.2021

Sechste Ausgabe der Gesprächsreihe lumbung calling Am 4. September 2021 widmet sich dem lumbung-Wert Genügsamkeit

Christopher Cozier, All around us – elsewheres are beginnings and endings, Videostill, 2019, Courtesy Christopher Cozier

Die siebenteilige Gesprächsreihe lumbung calling bildet den Auftakt zum Begleitprogramm der documenta fifteen, genannt Meydan. Jede Ausgabe der Reihe widmet sich einem der lumbung-Werte: Lokale Verankerung, Humor, Unabhängigkeit, Großzügigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration. Das Format blickt auf den Hintergrund des künstlerischen Ansatzes der documenta fifteen und beleuchtet das Thema lumbung aus verschiedenen Perspektiven. In Gesprächen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gäste geht lumbung calling den zahlreichen Bedeutungen von lumbung über verschiedenartige Disziplinen, Standpunkte und Kontexte hinweg in einem künstlerischen Rahmen nach. Eingeladen werden Akademiker*innen, Aktivist*innen, unabhängige Forscher*innen, Biobäuer*innen sowie Organisator*innen von Festivals – allesamt Akteur*innen, die sich großen Herausforderungen stellten und durch ihr Handeln bedeutsame Veränderungen anstießen.

Sechste Ausgabe von lumbung calling: Genügsamkeit

Die sechste Ausgabe von lumbung calling am 4. September 2021 widmet sich dem lumbung-Wert Genügsamkeit. Menschliches Streben hat zu Entdeckungen auf allen nur erdenklichen Feldern geführt – es brachte die Menschheit sogar zu anderen Planeten. Dagegen scheint der Wert der Genügsamkeit heute völlig aus der Mode gekommen zu sein, gelten Sparsamkeit und Bescheidenheit doch als Zeichen des Mangels. Die Säulen des Herakles wurden längst durchfahren – der Warnung Non plus ultra („Nicht mehr weiter“) zum Trotz, die Seeleute vor der Weiterfahrt warnte.

Die sechste Ausgabe von lumbung calling untersucht die Grenzen von Genügsamkeit: Wann ist etwas genug? Wie können diese Grenzen verschoben werden, wer oder was definiert sie? Paula Fleisner, Professorin für Ästhetik an der Universidad de Buenos Aires, spricht über Genügsamkeit innerhalb eines größeren, von unterschiedlichen Spezies geteilten Ökosystems. Der Künstler Christopher Cozier denkt über das Verhältnis von Genügsamkeit und Selbstbestimmung nach, und erkennt in der Praxis des gayap und anderen karibischen Traditionen gemeinsamer Arbeit Wege, herrschende Vorstellungen von Knappheit und Überfluss zu überdenken.

lumbung calling findet jeden ersten Samstag im Monat statt. Von April bis Oktober führen die Künstlerin Jumana Emil Abboud und Mirwan Andan, Mitglied von ruangrupa, durch die siebenteilige Gesprächsreihe und begrüßen unterschiedliche Gäste. Die vergangenen Ausgaben widmeten sich den lumbung-Werten Lokale Verankerung, Humor, Unabhängigkeit, Großzügigkeit und Transparenz.

lumbung calling wird digital über die sozialen Kanäle YouTube und Facebook der documenta fifteen präsentiert. Die Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt und werden in Gebärdensprache (International Sign) übersetzt. Aufzeichnungen einzelner Veranstaltungen werden anschließend auf der Website der documenta fifteen und YouTube verfügbar sein sowie um deutsche und englische Untertitel ergänzt.

Gäste und Hosts

Paula Fleisner promovierte in Philosophie an der Universidad de Buenos Aires, an derer philosophischer Fakultät sie nun Ästhetik lehrt. Ihr Forschungsinteresse gilt der theoretischen Eingrenzung einer post-menschlichen materialistischen Ästhetik. Sie forscht am Nationalen Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung (CONICET) Argentiniens und ist Mitglied zahlreicher Forschungsgruppen zu zeitgenössischer Ästhetik und Philosophie. Fleisner ist Autorin des Buchs La vida que viene. Estética y Filosofía Política en el pensamiento de Giorgio Agamben (2015) sowie Mitherausgeberin der Sammelbände Indisciplina. Estética, política y ontología en la revista Documents (2018) und El situacionismo y sus derivas actuales. Acerca de las relaciones entre arte y política en la estética contemporánea (2015). Außerdem schrieb sie den Roman La chunda, der auf der Vorstellung ihrer verstorbenen Schwester vom Leben als verworrener animistischer Masse basiert. Fleisner ist Mitglied von Colectiva Materia, einer Gruppe von Philosophinnen, die zu post-menschlichem Materialismus forscht. Sie ist außerdem Teil von La Intermundial Holobiente, eines mehr als menschlichen künstlerischen Quartetts.

Christopher Cozier lebt und arbeitet als Künstler in Trinidad. Er ist Ko-Direktor von Alice Yard in Port of Spain. Durch seine Notizbuch-Zeichnungen und von aufgezeichneten Performances ausgehenden Installationen untersucht Cozier, wie historische und aktuelle karibische Erfahrungen ein neues Verständnis der heutigen Welt eröffnen können. Zuletzt stellte er bei der 11. Liverpool-Biennale (2021), der 14. Sharjah-Biennale (2019), und The Sea is History im Historisk museum Oslo (2019) aus und gestaltete das Begleitprogramm der 10. Berlin Biennale (2018) mit. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem Relational Undercurrents, Museum of Latin American Art, Long Beach (2017), Entanglements, MSU Broad, Michigan (2015), Afro Modern: Journeys through the Black Atlantic, Tate Liverpool (2010), Infinite Island, Brooklyn Museum (2007) sowie auf der 5. und 7. Havanna-Biennale (1994, 2000). 2013 erhielt er den Prince Claus Award, sowie 2004 einen Pollock-Krasner Foundation Grant.

Jumana Emil Abboud ist Künstlerin, deren kreatives Interesse der Oral History sowie persönlichen und kollektiven Geschichten und Mythologien gilt, insbesondere Volkserzählungen und Orte ihrer An- und Abwesenheit. In ihrer künstlerischen Praxis nutzt sie Storytelling, performative Elemente und Workshop-Methodologien, um das Verhältnis von Zeit und Ort, dem Menschlichen und Nichtmenschlichen zu untersuchen. Durch ihre Beschäftigung mit Erinnerung, Bindung und Enteignung begegnet Abboud dem Ringen um Kontinuität in politischen, ökologischen und kulturellen Kämpfen. Ihre Arbeiten waren unter anderem bei The Jerusalem Show (2018), im BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead (2016) sowie auf der Sharjah Biennale (2017), der Istanbul Biennale (2015) und der Venedig Biennale (2009) zu sehen. Sie war Resident bei Sakiya – Art/Science/Agriculture, Ramallah, der Delfina Foundation, London, der Arts Initiative Tokyo und im Gästeatelier Krone, Aarau. Derzeit promoviert Jumana Emil Abboud an der Slade School of Fine Art des University College London.

Mirwan Andan ist Mitglied von ruangrupa, der Künstlerischen Leitung der documenta fifteen.

Undine Schäfer ist Gebärdensprachdolmetscherin in Göttingen.

Programm

lumbung calling: Genügsamkeit
Samstag, 4. September 2021, 8.30 Uhr (AST), 9.30 Uhr (ART), 14.30 Uhr (MESZ), 19.30 Uhr (WIB)
Mit Paula Fleisner und Christopher Cozier
Moderiert von Jumana Emil Abboud und Mirwan Andan
In englischer Sprache, übersetzt in Gebärdensprache (International Sign)
Livestream über Facebook und YouTube

Weitere Termine

  • Regeneration, Samstag, 2. Oktober 2021

Vergangene Termine

 

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