Die Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta fifteen drückt ihre Unterstützung für die jüngste Stellungnahme von ruangrupa, der lumbung member und der teilnehmenden Künstler*innen aus. Der von Medien und Politiker*innen auf das gesamte Team der documenta fifteen ausgeübte Druck ist unerträglich geworden. Mit dieser Stellungnahme wollen wir ihre harte Arbeit und außerordentliches Engagement verteidigen.
Wir lehnen Antisemitismus ebenso ab wie dessen derzeitige Instrumentalisierung, die der Abwehr von Kritik am Staat Israel und seiner derzeitigen Besetzungspolitik palästinensischer Gebiete dient. Gleichzeitig begrüßen wir den Pluralismus der documenta fifteen und die Möglichkeit, erstmals eine solche Vielfalt künstlerischer Stimmen aus der gesamten Welt zu hören. Wir verteidigen das Recht der Künstler*innen, politische Formeln und festgefahrene Denkmuster zu untersuchen, bloßzulegen und zu kritisieren. Dieses Recht sollte auch von jenen wertgeschätzt werden, die Ausstellungen wie die documenta fifteen ermöglichen.
Wie auch schon während der gesamten Phase der Entwicklung und Realisierung der Ausstellung stehen wir ungebrochen hinter unserer Entscheidung, ruangrupa für die Künstlerische Leitung der documenta fifteen ausgewählt zu haben. Wir respektieren und schätzen die hunderttausende an Besucher*innen, die die Ausstellung gesehen haben. Auch ihre Stimmen sollten gehört werden. Wir möchten den teilnehmenden Künstler*innen unsere Anerkennung dafür aussprechen, dass sie trotz Angriffen auf ihre Integrität den lumbung-Prinzipien treu geblieben sind. Wir fordern daher den Aufsichtsrat dazu auf, sicherzustellen, dass die documenta fifteen bis zum geplanten Ende der Ausstellung vollumfänglich geöffnet bleiben kann. Dies nicht zu tun und sich damit politischer Einflussnahme zu beugen, wäre ein historisches Versäumnis.
Die Findungskommission:
Amar Kanwar, Charles Esche, Elvira Dyangani Ose, Frances Morris, Gabi Ngcobo, Jochen Volz, Philippe Pirotte, Ute Meta Bauer