Indra saß mit Ade und Reza im Außenbereich einer Bar in Istanbul, den Schmerz mit einem Drink lindernd. Er hatte sich gerade das Tierkreiszeichen des Stieres sehr groß auf seinen Handrücken tätowieren lassen.
Das war 2005, ich war in der Stadt mit Tone, meiner Komplizin, mit der ich gerade das Kuratorinnenkollektiv Kuratorisk Aktion gegründet hatte. Wir recherchierten postkoloniale Künstler*innen und während Tone bereits in Indonesien gewesen war und sich mit ruangrupa angefreundet hatte, war diese Begegnung, bei der es zunächst mal darum ging, gemeinsam gegen den Schmerz anzutrinken, meine erste mit ihnen. Schon bald trafen wir uns wieder, dieses Mal in Tórshavn im Nordatlantik. Kuratorisk Aktion hatte ruangrupa zum dritten Akt von Rethinking Nordic Colonialism: A Postcolonial Exhibition Project in Five Acts (2006) eingeladen, die in Island ihren Anfang genommen hatte, weiter nach Grönland zog, bevor sie auf den Färöer Inseln ankam (und schließlich zu den Sápmi und diesem Zielort führte: rethinking-nordic-colonialism.org).
Mit ihrem Projekt You’re Welcome drehten unsere indonesischen Freund*innen kurzerhand den Spieß um und erklärten sich auf den Färöern – einer Mikronation mit einer nur vermeintlich homogenen Bevölkerung von 48.000 Einwohner*innen – zur Minderheit und übernahmen die Gastgeber*innenrolle von Kuratorisk Aktion für unsere sehr geschätzten Künstler*innen, Performer*innen und Aktivist*innen aus der ganzen Welt. Als wir Tórshavn verließen, waren wir alle bereits Stammgäste ihres chinesischen Restaurants vor Ort und ihres örtlichen Fußballvereins geworden. Wir hüpften zum Erfolgshit Jump Around von House of Pain und der dritte Akt wurde fortan nur noch als „The Asian Act of Taurus“ (dt. Der asiatische Akt des Taurus) bezeichnet.