Im Ausstellungsort der documenta fifteen WH22 in der Werner-Hilpert-Straße 22 wurde in der Nacht vom 27. Mai auf den 28. Mai 2022 eingebrochen. Die oder der unbekannte/n Täter*innen verschafften sich Zugang zu den Ausstellungsflächen und brachten im Erdgeschoss, im Treppenhaus und im 2. Obergeschoss Schmierereien u. a. mit den Inhalten „187“ und „PERALTA“ an. „187“ verweist vermutlich auf den California Penal Code bei Mord, der in Teilen der Jugendszene aufgegriffen wird. „Peralta“ kann als Anspielung auf den Namen von Isabelle Peralta gelesen werden, die als Leiterin einer rechtsextremen Jugendorganisation in Spanien gilt.
In der WH22 soll unter anderem das Kollektiv The Question of Funding ausstellen, das in den vergangenen Wochen wie auch andere Beteiligte im Fokus der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen stand. Im Kontext der aktuell sehr erhitzt geführten Debatte und nachdem am ruruHaus im April bereits antimuslimische Aufkleber mit der Aufschrift „Freiheit statt Islam! Keine Kompromisse mit der Barbarei! Islam konsequent bekämpfen!“ sowie Aufkleber mit der Aufschrift „Solidarität mit Israel“ gefunden wurden, werden die aktuellen Vorkommnisse sehr ernst genommen. Es kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um politisch motivierte Straftaten handelt.
Die documenta hat Strafanzeige gestellt. Die Sicherheitsbehörden wurden eingeschaltet. Die aktuellen Vorfälle finden besondere Berücksichtigung im Sicherheitskonzept der documenta fifteen. Das Personal der documenta fifteen wird gezielt auf entsprechende Hintergründe geschult, zudem wird das Sicherheitspersonal an den documenta fifteen Standorten aufgestockt.
ruangrupa und das Künstlerische Team der documenta fifteen: „Wir betrachten die Taten als politisch motivierte Drohung am Ausstellungsort von The Question of Funding und Party Office und als Angriff auf uns alle, die lumbung member und lumbung Künstler*Innen. Wir wünschen uns eine Arbeitsatmosphäre, in der Gewalt gegen Personen, Orte und Kunstwerke nicht toleriert wird. Wir alle in der lumbung-Community freuen uns darauf, einander und die breite Öffentlichkeit bald in Kassel zu empfangen, und wir zählen auf die Solidarität sowie die Freundschaften, die wir in den letzten Jahren gemeinsam aufgebaut haben, auch innerhalb des Ekosistems der Stadt, um diese Absicht zu verwirklichen.“
Oberbürgermeister Christian Geselle reagiert deutlich: „Diskussionen rund um die documenta fifteen zu führen ist das eine, Künstlerinnen und Künstler durch Straftaten einschüchtern zu wollen, geht jedoch weit über das Tragbare hinaus und beschädigt das Bild der Stadt Kassel als Ort der Kunstfreiheit und Gastgeberin für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Hier sollten sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst werden und für das gemeinsame Miteinander eintreten. Wir werden zusammen mit der documenta und den örtlichen Behörden alles Notwendige für die Sicherheit der Akteure und Gäste tun.“
Die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, betont: „Die documenta setzt gemeinsam mit ihren Gesellschaftern alles daran, die documenta fifteen mit ihrer besonderen Praxis, die auf Beisammensein, voneinander Lernen und neue Perspektiven baut, so durchzuführen, dass sich alle Beteiligten willkommen und sicher fühlen. Wir unterstützen die Künstlerinnen und Künstler auf allen Ebenen, auch im Bereich Sicherheit, und sind davon überzeugt, dass wir dabei insbesondere auf die Menschen in Kassel zählen können. Die documenta fifteen wird mit ihrem lumbung-Prozess viele Impulse für mehr Teilhabe und Solidarität in unserer Gesellschaft setzen.“